Hauke 1994 -1999

Hauke war mein Traum, mein erstes eigenes Pferd, zusammengespart über Jahre, lang ersehnt und sehnsüchtig erwartet. Ich kannte ihn schon vor seiner Geburt. Seine Mutter gehörte einem Bekannten meiner Eltern. Als ich die Nachricht seiner Geburt erhielt war ich nur wenige Tage später unterwegs zu ihm, und nachdem ich ihn getroffen hatte, war klar, dass ich mein Herz verloren hatte.

Er kam als Absetzer im zarten Alter von 5 Monaten zur mir, und wuchs auf dem Hof meiner reiterlichen Jugend in einer artgerechten Hengstherde auf. Ich beobachtete seine Kindheit und Jugend, sein Aufwachsen und seine Entwicklung voller Liebe und Bewunderung. Stundenlang sass ich an der Wiese oder am Laufstall und beobachtete die Hengste. Nie habe ich soviel über Pferde, ihr Verhalten, ihren Umgang und ihre Bedürfnisse gelernt wie in diesen Jahren.
Knapp dreijährig war die schöne Zeit vorbei und wir mussten uns der Tatsache stellen, dass als Reithengst das artgerechte Leben zuende ist. Also wurde er kastriert, und zog kurz darauf in einem sehr schönen Offenstall in eine gemischte Herde um. Dort ritt ich ihn vorsichtig ein. Er war superbrav und hat mich kein einziges Mal auch nur in Schwierigkeiten gebracht. Ein halbes Jahr nach der Kastration stellte sich heraus, dass er Samenstrangfisteln hatte. Zuerst war nur eine Seite betroffen, nach einem Jahr aber auch die andere. Insgesamt wurde er 5 mal operiert. Zuletzt brachte ich ihn für OP und Behandlung in die Tierklinik nach Hochmoor, 270 km entfernt. Nach zwei jahren voller Hoffen und Bangen sah es so aus, als wären wir auf einem guten Weg. Dann kam am 08.09.1999 der Anruf, dass Hauke Koliksymptome hatte. Er wurde in der Tierklinik Giessen an einer Milz-Nierenband-Verlagerung operiert. Mir wurde am Abend nach der OP ein Besuch in der Klinik am Telefon untersagt. Am nächsten Morgen wollten sie Hauke einschläfern, weil er nach der Narkose nicht aufstehen konnte. Ich raste zu meinem Pferd und konnte nichts tun, als zusehen, wie er die letzte Spritze bekam. Auskünfte über die Gründe für den Verlauf erhielt ich keine. Die Frage nach Obduktion wurde verneint. Wie in Trance verließ ich die Klinik. Ich hatte verloren...