Herbstritt

 Der Haflinger strahlt. Heute muss er nicht zuhause bleiben, er wird gleichzeitig mit seinem großen schwarzen Kollegen geputzt und gesattelt. Als die Trense vor seiner Nase auftaucht, sperrt er das Maul auf, und schnappt nach dem Gebiss. Die junge Reiterin kennt er gar nicht, sie ist zu Besuch, aber sie ist ruhig und hat liebevolle Hände, es wird schon klappen, er ist ein alter Hase!

Der Schwarze ist nun auch fertig, schnell stellt der Hafi sich am Tor auf, während wir Reiterinnen die Westen, Jacken und Helme anziehen. Es ist kalt, heute gibt’s auch Handschuhe und Schals.

Los geht es durch das Gewerbegebiet in Richtung Feld und Wald. Der Schwarze läuft gelassen im Schritt los, der Hafi tippelt anfangs mit etwas steifen Knochen hinterher. Aber er wird bald warm und zufrieden schnauben beide Jungs um die Wette. Hafi stiefelt mit gespitzten Ohren fleißig mit und scheint zu grinsen. Im Feld geht’s bergab in das schöne Tal, wo Kühe und Rehe grasen. Ein kleines Stückchen bergauf wird für den ersten Trab ausgesucht. Die junge Reiterin ist fremd, der Hafi ist lustig, er hüpft freudig los. Das Mädel schimpft und bremst, also bleiben sie doch brav hinter dem großen Schwarzen, wie es sich gehört. Kurz bevor sie den Wald erreichen, stehen zwei Rehe auf der Wiese am Waldrand. Sie verschwinden im Wald, die Pferde schauen ihnen mit gespitzten Ohren nach. Im Wald geht’s wieder bergab auf kleinen Pfaden. Über Wurzeln, durch Löcher; ein umgestürzter Baum liegt im Weg und wird vorsichtig im Schritt überklettert. Durch einen Graben geht’s dann auf den befestigten Weg. Hier kann wieder mal ein bisschen schneller geritten werden. Die Pferde freuen sich. Es geht munter im Trab durch den Wald. Die Pferde umrunden ein paar Pfützen, haben keine Lust auf nasse Füße und Matsch.

Als der Weg schmaler wird, geht’s im Schritt weiter. Rechts und links ist tiefes Dickicht. Hier wachsen Pilze, und hier verstecken sich die Rehe. Es wird langsam dunkel und im Wald ist’s bald finster. Wir erreichen den Laubwald und schlängeln uns im letzten Licht auf Trampelpfaden zum Waldrand. Draußen ist’s noch fast hell, die Sonne ist schon am Horizont verschwunden, der Himmel ist rot. Nebel steigt aus dem Tal, auf der Wiese rechts stehen 5 Rehe und schrecken auf, als sie uns hören. Dann bleiben sie stehen und schauen uns nach. Wir sind keine Gefahr. Es wird weiter geäst. Im flotten Trab gehen die Pferde einen Wiesenweg entlang, wir müssen uns beeilen, um noch mit dem letzten Licht nach Hause zu kommen. Wir traben auf den roten Himmel zu, das Taunuspanorama liegt wie mit Aquarell gemalt vor uns. Wunderschön.
Die Pferde schnauben zufrieden. Das Haflingerpony und seine Reiterin grinsen um die Wette. Jetzt geht’s gemütlich runter zum Dorf. Die Kaltblüter grüßen von ihrer Wiese hinüber. Der Mond leuchtet uns auf den letzten Metern den Weg.
Das war ein wunderschöner Herbstausflug!