Der dreijährige Seppel

Seppe war bei dem Hengsthalter in Holland über den Winter aufgestallt und wurde dort gearbeitet. Knapp dreijährig war er bereits einspännig eingefahren und ein paar Mal unter dem Sattel gewesen. Ich hatte schon viele Jahre Erfahrung mit rohen und ganz jungen Pferden, so dass mir das Alter recht war. Das frühere Einreiten allerdings passte nicht zu meiner Überzeugung. Einfahren im Alter von drei ist kein Problem und ich habe Seppe auch dort in der Reithalle probegefahren, und er lief sehr gelassen, gehorsam und taktrein vor der Kutsche. Im Gelände hatte er allerdings weniger Erfahrungen und beim kurzen Probereiten war eindeutig festzustellen, dass hier nicht viel passiert war. Ich kaufte ihn also mit dem Gedanken an ein rohes Pferd, und stellte ihn nach seiner Ankunft zu Hause erstmal mit seinem Hafikumpel einfach über den Sommer nur auf die Wiese. Wir lernten uns kennen, ich machte ein paar Führübungen, Bodenarbeit, Gehorsamsübungen, und longierte ihn zum Herbst hin öfters an der einfachen Longe. Später kam die DL hinzu und ich legte das Geschirr auf und arbeitete an den Leinen zu Fuss. Das Gelände lernte er als Handpferd bei dem Hafi kennen.

Im Spätherbst erstand ich einen passenden Sattel für ihn und machte erste Aufsteigversuche. Insgesamt behandelte ich ihn wie meine anderen Pferde auch, wie ein rohes Pferd. Wir machten einige kleine Ausritte gemeinsam mit dem Hafi. Seppe war stets brav und gehorsam. Allerdings war das Reiten auf der Wiese mit dem unausbalacierten Jungpferd schwierig. Ich hoffte darauf, dass die Balance sich mit regelmäßigem Ausreiten bessern würde, da ich noch keinen Hänger und somit keinen Zugang zur Reithalle hatte.

Da Seppe noch keine 4 Jahre alt war, sah ich das aber sehr gelassen, wir haben ja noch ewig Zeit :-)

Ende 2008 gab es dann einen ziemlichen Rückschritt, weil mein Versuch mit ihm alleine ins Gelände zu reiten mit einem bösen Sturz endete. Seppe war sehr aufgeregt alleine, und es zeigte sich, dass die mangelnde Akzeptanz des Gebisses problematisch war. Er pullte und ich liess ihn traben, er fing an zu buckeln und als ich dabei beherzt in den Zügel griff, bockte er rodeomäßig los. Ich fiel sehr unglücklich unters Pferd und hatte Prellungen von Huftritten im Gesicht und am Oberkörper. Danach kam der Winter...