Noch mal von vorne

Nach dem bösen Sturz im Dezember 2008 hatte Seppe über den Winter mit viel Frost und Schnee ein paar Wochen komplett frei. Ich leckte meine Wunden, bzw. schmierte meine Blutergüsse. Im Frühjahr fing ich wieder an mit Boden- und Longenarbeit, und er ging wieder regelmäßig als Handpferd mit ins Gelände. Er war brav und wenn man ihm deutlich und konsequent begegnet, ist er sehr umgänglich und einfach zu händeln. Im April wagte ich die ersten Reitversuche, und musste leider feststellen, dass ich nach meinem Sturz die Angst mit im Sattel hatte. Ich hatte schwache Knie und wirklich unglaubliche Ängste, das kannte ich so überhaupt nicht von mir. Ich ritt den Hafi ohne Probleme, bei Seppel setzte das Herz aus.
Auf Anraten verschiedener Forumskolleginnen legte ich mir eine Schutzweste zu. Helm war sowieso immer dabei. Dann fand ich eine Reitlehrerin, die mich bei meinem Problem gezielt unterstützte, und die über die ersten Wochen auch bereit war zu uns zu kommen und uns auf unserer hubbeligen Reitwiese zu unterrichten. Regelmäßig überwandt ich meine Ängste und ritt auf der kleinen Wiese. Nach ein paar Wochen hatte ich den ersten Galopp seit dem Sturz geschafft und war ganz stolz :-).

Im Mai fuhr ich zu Freunden zu einem Kurs für Doppellonge mit Günther Fröhlich. Den Hafi nahm ich kurzerhand mit, damit der nicht zwei Tage alleine bleiben muss. Verladen und fahren war völlig unproblematisch. Aber dort angekommen war Seppel auf der fremden Anlage in mitten von Stuten und Ponys total aufgedreht. Er regte sich fürchterlich auf, und war teilweise sehr ungezogen. Die Übernachtungsfrage war etwas unsicher und ich war nach dem ersten Kurstag fast soweit abzubrechen. Dank meiner lieben Freundin Steffi fand sich dann eine wunderbare Lösung zur Übernachtung in ihrem Offenstall. Seppel fühlte sich wohl über Nacht  in dem Stall, der meinem sehr ähnlich ist, und war am zweiten Tag schon viel artiger. Wir haben alle viel gelernt an und rund um diesen Kurs.

Ab August hatten wir dann endlich einen Hänger und fuhren regelmäßig in den Verein. Hier war Seppel zuerst natürlich wieder etwas aufgeregt, meine Unsicherheit übertrug sich natürlich und so waren die ersten Stunden in der Reithalle, und noch schlimmer auf dem Reitplatz sehr aufregend. Meine Freundin Jule begleitete mich mehrmals und hat mich an die Longe genommen, weil ich die blanke Angst hatte Seppel auf der Anlage zu reiten. Peu à peu wurde es besser. Meine Reitlehrerin und Jule haben mir unglaublich Mut gemacht und mich auch regelmäßig entsprechend "in den Hintern getreten". Durch gezieltes Hineingehen in die kritischen Situationen mit ihrer Begleitung fand ich langsam mein reiterliches Gefühl und meinen Mut wieder. Im Herbst waren wir dann so weit, dass ich alleine verladen und zum Unterricht fahren konnte, und noch ein- bis zweimal in der Woche alleine zum Verein gefahren bin um dort in der Halle zu reiten. Seppe ist superbrav, auch mit Stuten in der Halle ohne Probleme zu reiten.

Reiterlich arbeiteten wir überwiegend an der Dehnungshaltung und der korrekten Anlehnung. So schön der dicke Hengsthals aussieht, so groß ist  die Herausforderung so ein Pferd in eine korrekte Dehnung in die Hand zu bewegen.
Dazu ist ein frisches Vorwärts unabdingbar und meine Reitlehrerin liess uns lange Zeit an langen Zügeln sehr viel vorwärts reiten. 
Das Jahr beendeten wir mit einem entspannten Ritt in der Halle, zusammen mit dem Pony-Deckhengst von Vereinskollegen und einem Junghengst. Drei Hengste gemeinsam völlig entspannt in der Reithalle! schön!